Konsumschulden – gefährliches Leben auf Pump

Von Franziska L.

Letzte Aktualisierung am: 3. April 2024

Geschätzte Lesezeit: 5 Minuten

Konsumschulden: Das Wichtigste in Kürze

Was sind Konsumschulden?

Konsumschulden entstehen beim Kauf von Produkten und Dienstleistungen, die anders als Lebenshaltungskosten nicht notwendig sind und die nicht sofort bezahlt werden.

Inwiefern sind Konsumschulden problematisch?

Unangemessenes Konsumverhalten ist in Deutschland ein wesentlicher Grund für private Überschuldung. Vermeiden Sie deshalb lieber Konsumschulden und erfüllen Sie sich Ihren Wunsch erst, wenn Sie ihn auch sofort bezahlen können.

Wie werde ich meine Konsumschulden wieder los?

Wenden Sie sich an eine Schuldnerberatungsstelle, wenn Sie allein keinen Ausweg aus Ihren Schulden finden. Öffentliche Stellen helfen Ihnen auch dabei, Ihren Umgang mit Geld zu überdenken und zu verändern.

Konsumschulden zu besitzen, ist schon fast salonfähig, aber auch gefährlich.
Konsumschulden zu besitzen, ist schon fast salonfähig, aber auch gefährlich.

Konsum auf Kredit: Welche Gefahren bergen Konsumschulden in sich?

Tag für Tag werden wir mit Angeboten für Produkte und Dienstleistungen aller Art überschwemmt. Banken versprechen „attraktive Einstiegszinsen“ und „günstige Kreditangebote“ für „Ihre schönsten Wünsche“. Handelsunternehmen verkaufen ihre Produkte per Raten oder Null-Prozent-Finanzierung.

Was einfach und verlockend klingt, birgt nicht zu unterschätzende Gefahren für die Verbraucher in sich. Immer mehr private, deutsche Haushalte verschulden sich. 6,85 Millionen Menschen galten 2020 laut dem SchuldnerAtlas 2020 der Creditreform als überschuldet, wobei die Konsumüberschuldung deutlich zunimmt.

Was sind Konsumschulden und wie entstehen sie?

Konsumgüter sind Produkte und Dienstleistungen, die nicht wirklich zur Lebensführung erforderlich sind. Sie werden eine Weile benutzt, dann weggeworfen und ersetzt. Dazu gehören z. B.  Fernseher und andere Unterhaltungstechnik, Markenkleidung und Parfum, aber auch Urlaubsreisen.

Besser als Konsumschulden zu machen, ist es, zu warten, bis Sie sich Ihren Wunsch aus eigener Kraft erfüllen können.
Besser als Konsumschulden zu machen, ist es, zu warten, bis Sie sich Ihren Wunsch aus eigener Kraft erfüllen können.

Konsum beeinflusst das Belohnungssystem im menschlichen Gehirn und löst Glücksgefühle beim Käufer aus, die meist nicht von langer Dauer sind. Denn laut Jan Delhey, Konsumsoziologe an der Jacobs Universität in Bremen, wachsen mit jedem Kauf die eigenen Ansprüche, was einen weiteren Konsum nach sich ziehen kann. So kann sich auf Dauer jenes unangemessene Konsumverhalten entwickeln, das irgendwann zur folgenschweren Gewohnheit und zur Schuldenfalle wird.

Konsumschulden entstehen, wenn die Ausgaben das vorhandene Einkommen bzw. Vermögen übersteigen und über einen Kredit von der Bank finanziert werden. Schwierig wird es, wenn Verbraucher im Laufe der Zeit mehrere solcher Kredite aufnehmen und damit ihre finanziellen Möglichkeiten übersteigen. Was dabei oft in Vergessenheit gerät, ist die Tatsache, dass der eigentlich geschuldete Betrag aufgrund von Zinsen ansteigt und die Schulden damit wachsen.

Besser Konsumschulden vermeiden

Wer einmal einen Konsumentenkredit aufnimmt, wird es möglicherweise schnell wieder tun. Denn die Hemmschwelle ist nun gesunken. Außerdem sind die Beträge beim bargeldlosen Kauf kaum noch greifbar, sodass der Konsument den Bezug zum Wert des Geldes verlieren kann.

Um erst gar nicht in diese Schuldenfalle zu tappen, ist die beste Lösung, Konsumschulden von vornherein zu vermeiden, und zwar mit den folgenden Tipps:

  • Geben Sie nicht mehr Geld aus, als Ihnen zur Verfügung steht. Erfüllen Sie sich Ihren Wunsch erst und nur dann, wenn Sie diesen auch ohne Kredit bezahlen können.
  • Überlegen Sie bei (spontanen) Einkäufen immer: „Brauche ich das wirklich?“ Machen Sie sich bewusst, dass der Kauf der höchste Glücksmoment ist, der sich schnell in Frust über das spontan ausgegebene Geld wandeln kann.
  • Vermeiden Sie möglichst verlockende Kredit- und Ratenangebote. Tatsächlich profitieren davon nur die Anbieter, nicht die Konsumenten.
  • Denken Sie über eine Kündigung Ihres Dispokredits nach. Dessen Nutzung schraubt durch seine enormen Zinsen die eigentlichen Konsumschulden noch weiter in die Höhe. Und er verleitet immer wieder dazu, auf Pump zu leben.
  • Wenn Sie Schwierigkeiten haben zu widerstehen, gehen Sie den Auslösern Ihrer Wünsche so gut wie möglich aus dem Weg. Überlegen Sie, was Ihren Wunsch für das teure Kleid oder die Marken-Armbanduhr hervorruft, und versuchen Sie, diese Kaufreize zu vermeiden.

Auslöser für neue Wünsche können z. B. Werbeangebote auf Facebook oder Instagram sein. Manchmal hilft das (vorübergehende) Löschen der App vom Smartphone dabei, sich vor unnützen Einkäufen zu schützen.

Der Konsum auf Kredit wird meist teurer.
Der Konsum auf Kredit wird meist teurer.

Irrtümer und Denkfehler – Argumente dafür, keine Konsumschulden zu machen

Konsumschulden entstehen in den seltensten Fällen durch rationale Kaufentscheidungen. Oft ist es eine geschickt platzierte Werbung, die uns ein Produkt schmackhaft macht, das wir gar nicht brauchen, und der Irrglaube, beim Kauf ein besonders gutes Schnäppchen gemacht zu haben.

Tatsächlich sind Konsumschulden teurer und nachteilhafter, als es auf dem ersten Blick erscheint – und zwar aus folgenden Gründen:

Ratenzahlung – der Preis bleibt im günstigsten Fall derselbe

Ratenzahlungen sind nicht günstiger als Sofortkäufe. Wer den Kaufpreis scheibchenweise abstottert, zahlt meistens noch drauf, in Form von Zinsen. Ein Kauf auf Raten ist immer eine Art Kredit. Und dieser kostet Geld und erhöht so den eigentlichen Kaufpreis. Selbst bei einer Null-Prozent-Finanzierung wird es nicht billiger. Ich vertage nur den Zahlungszeitpunkt.

Der Irrglaube bei Sparangeboten

Oft locken Händler ihre Kunden mit Sparangeboten und bieten neue Produkte für einen scheinbar günstigeren Preis. Das Versprechen, 20 Prozent oder 200 Euro zu sparen, ist jedoch eine Milchmädchenrechnung. Wer Geld ausgibt, spart eben nicht. Er gibt exakt die Summe aus, die das Wunschobjekt kostet.

Warten zahlt sich mehr aus als ein Sofortkauf

Gerade bei Technik muss es oft unbedingt das neueste Gerät sein – und wenn es mithilfe von Kreditschulden finanziert wird. Vielleicht handelt es sich sogar um eines der erwähnten vermeintlichen „Sparangebote“.

Dabei vergisst so mancher Käufer folgende Tatsache: Wer sich z. B. eine Fernseher über einen Kredit oder Raten finanziert, zahlt dafür Zinsen, also eigentlich einen höheren Preis. In dem Moment, in dem das Gerät abbezahlt ist, hat es aber schon nicht mehr den ursprünglichen Neuwert.

Wer stattdessen monatlich einen Betrag spart und später den gewünschten Fernseher kauft und sofort bezahlt, kann durchaus günstiger dabei wegkommen. Denn im Laufe der Zeit sinken die Preise für das Gerät. Und vielleicht gewährt der Händler sogar einen Skonto, sodass sich der Preis bei (über-)pünktlicher  Zahlung sogar noch einmal verringert.

Wie Sie Konsumschulden abbauen

Wenden Sie sich an einen Schuldenberater, wenn Ihnen die Konsumschulden über den Kopf wachsen.
Wenden Sie sich an einen Schuldenberater, wenn Ihnen die Konsumschulden über den Kopf wachsen.

Ist unangemessenes bzw. falsches Konsumverhalten erst einmal zur Gewohnheit geworden, so lässt sich dieses Verhaltensmuster nur schwer wieder ablegen. Manchmal wird dieses Verhalten sogar zum Zwang, sodass die Betroffenen ohne Hilfe keinen Ausweg finden.

Die öffentliche Schuldnerberatung sind hierfür ein guter Ansprechpartner. Die Berater stehen Ihnen nicht nur bei der Schuldenregulierung und dem Schuldenabbau zur Seite. Sie geben Ihnen auch Tipps, wie Sie Ihr Konsumverhalten dauerhaft und nachhaltig ändern können, um zukünftig keine Schulden mehr zu machen.

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Franziska L.

Franziskas Herzensthema sind Finanzen sowie Verbraucherthemen rund ums Geld. Seit 2017 schreibt sie für schuldnerberatungen.org regelmäßig über Schuldenregulierung & Geldtipps, Pfändung & Insolvenz sowie über zivilrechtliche Fragestellungen. Dabei lässt sie auch ihr juristisches Knowhow aus Studium und Referendariat einfließen.

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