Pfändungsrechner für die Insolvenz und Einzelzwangs­vollstreckung

Wie viel darf gepfändet werden? Rechnen Sie es hier aus!

Pfändungsfreibetrag mit dem Pfändungsrechner ermitteln

Gläubiger, die einen Vollstreckungstitel gegen ihre Schuldner besitzen, dürfen im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben die Zwangsvollstreckung veranlassen. Allerdings unterliegt diese Pfändung gewissen Grenzen. So ist es unter anderem verboten, das gesamte Hab und Gut des Schuldners zu pfänden.

Im Falle einer Lohnpfändung heißt das unter anderem, dass nur der pfändbare Teil des Arbeitseinkommens eingezogen werden darf. Alles, was unterhalb der Pfändungsfreigrenze liegt, steht dem Schuldner zu, damit dieser weiterhin selbstständig seinen Lebensunterhalt bestreiten kann. Dieser Grundsatz gilt auch, wenn sich ein Schuldner gerade in der Privatinsolvenz befindet.

Die Höhe der Pfändungsfreibeträge bzw. des pfändbaren Einkommens lässt sich recht einfach ermitteln mit einem Pfändungsrechner. Online werden verschiedene Rechner zur Verfügung gestellt. Sie funktionieren meist ähnlich und basieren auf den gesetzlichen Vorgaben des § 850c Zivilprozessordnung (ZPO) und der dazugehörigen Pfändungstabelle.

Pfändungsrechner und Nettomethode: Wie Sie das pfändbare Nettogehalt ermitteln

Wenn ein Gläubiger Schulden per Zwangsvollstreckung eintreiben will, dann wird er das meistens im Wege der Kontopfändung oder Lohnpfändung tun, weil diese Maßnahmen am effektivsten sind. Die hierfür erforderlichen Daten wie die Bankverbindung und die Kontaktdaten des Arbeitgebers kann er ermitteln, indem er die Abgabe einer Vermögensauskunft beantragt. Der Gläubiger darf dabei nur den pfändbaren Betrag einziehen. Das Arbeitseinkommen unterhalb der Freigrenze steht allein dem Schuldner als Existenzminimum zu.

Bevor Sie den Pfändungsrechner einsetzen, müssen Sie also das pfändbare Nettoeinkommen ermitteln. Ausgangspunkt hierfür ist zunächst das Bruttoeinkommen. Als Arbeitseinkommen in diesem Sinne gelten neben herkömmlichen Gehältern und Löhnen …

• Beamtenbezüge
• Ruhegelder
• Altersrenten
• Arbeitslosengeld

Von diesem Einkommen ziehen Sie folgende in § 850a ZPO aufgelistete unpfändbare Einkünfte ab:

• bezahlte Mehrarbeit (Überstunden) zu 50 Prozent
• Urlaubsgeld und Treuegeld, wenn dieses im Rahmen des Üblichen gewährt wurde
• Aufwandsentschädigungen
• Gefahren-, Schmutz- sowie Erschwerniszulagen
• Weihnachtsgeld bis zu 50 Prozent des monatlichen Freibetrags (nach Aufrundung auf den nächsten vollen 10-Euro-Betrags), höchstens jedoch 750 Euro
• Blindenzulagen
• Erziehungsgelder
• Studienbeihilfen
• Sterbe- bzw. Gnadenbezüge, sofern diese auf einem Arbeitsverhältnis beruhen

Auch jetzt sollten Sie noch nicht zum Pfändungsrechner greifen. Prüfen Sie in einem zweiten Schritt, ob Sie sogenanntes bedingt pfändbares Einkommen nach § 850b Abs. 1 ZPO beziehen. Auch diesen können Sie vom pfändbaren Nettoeinkommen abziehen, weil es in der Regel ebenfalls als nicht pfändbar gilt:

• „Renten, die wegen einer Verletzung des Körpers oder der Gesundheit zu entrichten sind“
• gesetzlich festgeschriebene Unterhaltsrenten
• „Bezüge aus Witwen-, Waisen-, Hilfs- und Krankenkassen, die zu Unterstützungszwecken gewährt werden“

Auf diese nur bedingt pfändbaren Einkünfte darf der Gläubiger nur dann zugreifen, wenn er seine Forderungen (voraussichtlich) nicht durch eine Sachpfändung eintreiben kann und wenn dies nach einer umfassenden Interessenabwägung als „billig“ (gerecht/rechtmäßig) erscheint.

Bitte beachten Sie, dass diese Berechnungsmethode nicht ganz einfach ist und gewisse Fachkenntnisse voraussetzt. Der Pfändungsrechner kann Ihnen deshalb nur einen Orientierungswert liefern. Erkundigen Sie sich daher vorsichtshalber bei einer Schuldnerberatung, ob der Pfändungsrechner richtig zum Einsatz kam.

Pfändungsrechner: Pflicht zum Unterhalt wirkt sich ebenfalls auf Pfändungsfreigrenze aus

Wenn Sie einen Blick auf die gesetzliche Pfändungstabelle werfen, werden Sie feststellen, dass nicht nur das Pfändungsnetto ausschlaggebend dafür ist, wie hoch der Ihnen zustehende Pfändungsfreibetrag ist. Das erkennen Sie anhand der Spalten mit der Überschrift „Pfändbarer Betrag bei Unterhaltspflicht für … Personen“. Je nachdem, wie vielen Personen Sie Unterhalt gewähren müssen, gilt bei demselben Einkommen ein anderer Betrag als pfändbar bzw. unpfändbar.

Gesetzliche Unterhaltspflichten eines Schuldners können z. B. gegenüber Ehepartnern bzw. eingetragenen Lebenspartnern, Kindern und Enkeln sowie gegenüber Eltern und Großeltern bestehen. Auch unverheiratete Elternteile sind unterhaltsberechtigt, wenn sie in Kind betreuen, das höchstens drei Jahre alt ist.

Zur Frage, wieviel Weihnachtsgeld Sie laut Pfändungsrechner behalten dürfen

Die Antwort auf die Frage, ob der Gläubiger auch Ihr Weihnachtsgeld pfänden darf, ergibt sich direkt aus dem Gesetz, und zwar aus § 850a Nr. 4 ZPO. Diese Vorschrift legt Folgendes fest:

• Weihnachtsgeld darf bis zur Hälfte des Betrages, dessen Höhe sich nach Aufrundung des monatlichen Freibetrages nach § 850c Absatz 1 in Verbindung mit Absatz 4 auf den nächsten vollen 10-Euro-Betrag ergibt, nicht gepfändet werden.
• Es gilt jedoch eine Höchstgrenze von 750 Euro. Zahlungen, die diesen Betrag übersteigen, sind wieder pfändbar.

Zahlt der Arbeitgeber Weihnachtsgeld, so muss hiervon der Nettobetrag ermittelt werden, sprich Bruttoeinkommen abzüglich der Sozialversicherungsbeiträge und fiktiver Steuern. Der Nettobetrag ist zu dem übrigen Nettoeinkommen hinzuzurechnen.

Ähnlich verhält es sich beim Pfändungsrechner mit bezahlten Überstunden. Auch hier müssen Sie zuerst das Pfändungsnetto ermitteln.

Exkurs: Aktuelle Pfändungstabelle

Eine Alternative zum Pfändungsrechner ist die gesetzliche Pfändungstabelle. Suchen Sie darin die Zeile, in welchem Ihr Nettoeinkommen angegeben ist. Das pfändbare Einkommen ergibt sich aus der für Sie geltenden Spalte zur Unterhaltspflicht: Besteht keine Unterhaltspflicht, schauen Sie in die Spalte 0. Sind Sie gegenüber einer Person zu Unterhalt verpflichtet, ist die Spalte 1 ausschlaggebend usw.

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Über den Autor

Sascha Münch

Sascha Münch hat sein Jura-Studium in Bremen abgeschlossen und im Anschluss am OLG Celle sein Referendariat absolviert. Seit 2013 ist er zugelassener Rechtsanwalt. Obendrein wurde er 2019 zum Notar bestellt, ist aber seit 2021 außer Dienst. In seinen Texten befasst er sich u. a. mit Insolvenzthemen.

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