Nachteile einer Privatinsolvenz – Das Wichtigste in Kürze
Die Verbraucherinsolvenz lohnt sich immer dann, wenn ein Verbraucher derart überschuldet ist, dass er seine Verbindlichkeiten nicht mehr aus eigener Kraft begleichen kann. Besprechen Sie am besten mit einer Schuldnerberatungsstelle oder einem Rechtsanwalt, ob die Privatinsolvenz für Sie der richtige Weg ist.
Wer in den Genuss einer Restschuldbefreiung kommen möchte, muss dafür auch einige Einschränkungen hinnehmen und insbesondere den pfändbaren Anteil seines Arbeitseinkommens an den Treuhänder bzw. Insolvenzverwalter abtreten.
Der Schuldner darf im Prinzip alles tun, was die Befriedigung seiner Insolvenzgläubiger nicht gefährdet. Er muss jedoch den pfändbaren Anteil seines Einkommens abgeben und einigen Obliegenheiten nachkommen, die wir hier näher erläutern.
Inhaltsverzeichnis
Was sind die Folgen einer Privatinsolvenz?
Mit der Eröffnung des Insolvenzverfahrens beginnt die Wohlverhaltensphase. Diese dauert nur noch drei Jahre für alle Verfahren, die ab dem 1.10.2020 beantragt wurden bzw. werden.
Damit entfällt einer für die Privatinsolvenz typischen Nachteile – die sehr lange Verfahrensdauer von sechs Jahren. Nunmehr erteilt das Insolvenzgericht die Restschuldbefreiung bereits nach drei Jahren, ohne dass der Schuldner hierfür einen Mindestanteil seiner Schulden begleichen muss.
Allerdings bringt diese Insolvenz auch einige Nachteile mit sich:
- Der Schuldner muss während der dreijährigen Wohlverhaltensphase den pfändbaren Anteil seines Arbeitseinkommens an den Treuhänder abtreten. Ihm bleibt damit nur das pfändungsfreie Nettoeinkommen zum Leben.
- Auch im Hinblick auf das sonstige Vermögen bringt die Privatinsolvenz gravierende Nachteile mit sich: Nicht zwingend benötigte Autos und auch Immobilien fallen in die Insolvenzmasse und werden vom Treuhänder verwertet.
- Darüber hinaus ist er zu einer bescheidenen Lebensführung angehalten, wenn er seine Restschuldbefreiung nicht riskieren will. Verschwendet er Vermögen oder geht er unangemessene Verbindlichkeiten (z. B. für eine Luxusreise) ein und gefährdet dadurch die Schuldenregulierung, so können seine Gläubiger die Versagung der Restschuldbefreiung beantragen.
- Zu guter Letzt birgt die Privatinsolvenz weitere finanzielle Nachteile: Der Schuldner muss dieses Verfahren bezahlen und für die Kosten des Insolvenzgerichts und des Treuhänders aufkommen. Er kann zwar einen Zahlungsaufschub in Form einer Verfahrenskostenstundung beantragen, muss dann aber diese Kosten nach Erteilung der Restschuldbefreiung begleichen.
Übrigens: Für diejenigen, die eine schnelle bzw. sofortige Eröffnung der Privatinsolvenz anstreben, ist bereits der zwingende außergerichtliche Einigungsversuch mit seinen Gläubigern ein Nachteil, weil dies einiges an Zeit und Aufwand kostet.
Der Schuldner muss hierbei unter anderem einen Schuldenbereinigungsplan erstellen, der als Grundlage für die Verhandlungen mit den Gläubigern dient. In der Regel werden Schuldner dabei von einer Schuldnerberatungsstelle oder einem Anwalt unterstützt. Diese müssen außerdem eine Bescheinigung darüber ausstellen, dass eine Einigung nicht zustande gekommen ist. Ohne diesen Nachweis kann der Schuldner keinen Insolvenzantrag stellen.
Privatinsolvenz: Nachteile in Form von Obliegenheiten
Die Restschuldbefreiung am Ende des Verfahrens ermöglicht dem Schuldner einen wirtschaftlichen Neuanfang. Dieser geht aber zulasten der Gläubiger, für die der Schuldenerlass gewöhnlich mit großen Einbußen verbunden ist. Deshalb müssen Schuldner während der Wohlverhaltensphase auch etwas dafür tun. § 295 Insolvenzordnung (InsO) formuliert hierzu fünf Obliegenheiten:
- Verbraucher müssen einer angemessenen Arbeit nachgehen oder, wenn sie erwerbslos sind, sich um eine Arbeitsstelle bemühen. Zumutbare Arbeiten dürfen sie nicht ablehnen.
- Eine Erbschaft oder eine Schenkung ist jeweils zur Hälfte an den Treuhänder herauszugeben. Gewinne aus Lotterien oder ähnlichen Spielen muss der Schuldner vollständig herausgeben.
- Jeder Umzug und jeder Arbeitsplatzwechsel ist unverzüglich dem Treuhänder und dem Insolvenzgericht anzuzeigen. Darüber hinaus umfasst die Auskunfts- und Mitteilungspflicht sämtliche Vermögensänderungen.
- Der Schuldner darf nur an den Treuhänder zahlen, nicht aber an einzelne Insolvenzgläubiger.
- Die Privatinsolvenz bringt auch Nachteile in Bezug auf das Konsumverhalten: Der Verbraucher darf keine unangemessenen und verschwenderischen Verbindlichkeiten begründen. Das allerdings sollte selbstverständlich sein. Schließlich gefährden neue Schulden die angestrebte Schuldenfreiheit.
Verletzt der Schuldner seine Obliegenheiten, läuft er Gefahr, dass seine Insolvenzgläubiger die Versagung der Restschuldbefreiung beantragen.
Weitere Nachteile der Privatinsolvenz: Wer erfährt vom Insolvenzverfahren?
Einer der großen mit der Privatinsolvenz verbundenen Nachteile ist, dass sie sich kaum geheim halten lässt:
- Der Arbeitgeber führt den pfändbaren Lohnanteil an den Treuhänder ab. Er erfährt also zwangsläufig vom Insolvenzverfahren. Das ist zwar kein Kündigungsgrund, kann sich aber nachteilig bei der Jobsuche auswirken.
- Das Insolvenzgericht macht das Insolvenzverfahren öffentlich bekannt, sodass Dritte von der Insolvenz erfahren (Insolvenzbekanntmachung).
- Die SCHUFA speichert die Privatinsolvenz und die (erteilte bzw. versagte) Restschuldbefreiung für drei Jahre in ihren Daten. Dieser Eintrag wirkt sich negativ auf die Kreditwürdigkeit aus und hemmt den finanziellen Neubeginn. Denn aufgrund der schlechten Bonität können die Betroffenen kaum eine neue Wohnung anmieten oder anderweitige wichtige Verträge abschließen.
Die Restschuldbefreiung gilt nicht für alle Schulden
Zu guter Letzt bringt die Privatinsolvenz Nachteile in Bezug auf die Restschuldbefreiung mit sich, denn diese gilt nicht für alle Schulden. Erlassen werden lediglich Verbindlichkeiten, die bereits vor der Insolvenzeröffnung entstanden sind, mit Ausnahme von:
- vorsätzlichen und pflichtwidrigen Unterhaltsschulden
- Verbindlichkeiten aus einer vorsätzlichen unerlaubten Handlung (Schadensersatz)
- Bußgelder und Geldstrafen
- Verfahrenskosten der Privatinsolvenz und hierfür gewährte zinslose Darlehen
Auch neue Schulden, der jemand nach seiner Insolvenzeröffnung macht, fallen nicht unter die Restschuldbefreiung. Sie müssen vollständig bezahlt werden.
Zu guter Letzt: Auch wenn die Privatinsolvenz einige Nachteile hat – für viele Schuldner ist sie der einzige Ausweg aus der Überschuldung. Dank der Restschuldbefreiung können sie finanziell neu durchstarten. Darüber hinaus sind sie während der Insolvenz vor Zwangsvollstreckungsmaßnahmen der Insolvenzgläubiger geschützt. Ob diese Vorteile die Nachteile in Ihrem Fall aufwiegen, klären Sie am besten mit einer Schuldnerberatungsstelle oder einem Anwalt für Insolvenzrecht.
Bin in der Privatinsolvenz und habe Guthaben von der Krankenkasse zurück bekommen von zuviel bezahlten Medikamente und Rezeptgebühr für die befreiung. muss ich das Guthaben an meinen Treuhänder bezahlen?
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Einfach Ausleihen oder zum Sozialamt gehen. Dort könnten Sie einen Antrag auf Bildung und Teilhabe stellen.
Ich bin gerade in einer privatinsolvenz. Ich bin durch meinen Exmann da hineingeraten. Darf ich mein Auto behalten? Das ist nicht viel wert, aber mir wurde gesagt ich muss das verkaufen.
In der Regel wird ein altes Auto nicht gepfändert werden, da diesen zur Arbeitsaufnahme benötigt werden kann. Sind Sie schwerbehindert,so können Sie gegen die Autopfändung vorgehen.